„Und dein Leben, dein Leben“ von Magret Kindermann (Rezension)

Wer selbst schreibt und auf SocialMedia unterwegs ist, kommt um Magret Kindermann nicht herum. Ich finde ihre Beiträge immer inspirierend und bin sehr gespannt,
ob ihre Bücher dasselbe in mir auslösen.

Cover von Und dein Leben, dein Leben
Das Cover von "Und dein Leben, dein Leben"
  • Titel: Und dein Leben, dein Leben
  • Autorin: Magret Kindermann
  • Verlag: Selfpublishing über Twentysix
  • Erschienen: Februar 2019
  • Genre: Psychothriller-Novelle
  • Seiten: 112
  • Preis: E-Book 3,99 € | Taschenbuch 9,99 €
  • ISBN: 978-3740745554

Mord, sexueller Missbrauch, Selbstmord, Gewalt im Elternhaus (Kein Anspruch auf Vollständigkeit. Habe ich etwas vergessen? Schreib es mir in den Kommentaren!)

Worum geht's? Der Klappentext

»Du bist Schriftstellerin. Dann orchestriere meinen Mord doch fiktiv. Wie würdest du es machen, mh?«
Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück.
»Es ist ganz leicht«, sagte er. »Man muss nur wissen, wie. Schau.« Er nahm ihre Hand und legte sie sanft auf seine pochende Halsschlagader. Er schwitzte leicht. Mit sanftem Druck führte er sie zu seinem Herzen.

Meine Meinung

Noch war es still im Haus, zumindest im Vergleich zum Abend, der folgen sollte.
(Erster Satz aus „Und dein Leben dein Leben“)

„Und dein Leben, dein Leben“ ist kurz. Gerade mal 112 Seiten lang. Aber Magret Kindermann hat es irgendwie geschafft, dass dieses kleine Buch ganz groß ist.

Jeder einzelne Satz ist auf den Punkt genau formuliert. Magrets Stil ist dabei keineswegs trocken; nüchtern zwar, doch fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Sie erzählt die Geschichte von Carmen, die allein mit ihrem Hund Dexter in einer Hütte im Wald lebt, unweit der Stelle, an der sie einst den Leichnam eines Jungen entdeckt hat. Carmen ist Krimiautorin und sucht stets die Gefahr, da der Alltag sie schnell langweilt und sie nicht inspiriert. Ihre menschlichen Kontakte beschränkt sie dabei auf ein Minimum. Die wenigen Bekanntschaften, die sie pflegt, stößt sie schnell wieder von sich und fühlt sich von zu viel Nähe eingeengt. Carmen ist eine Figur, die man nicht unbedingt als Hauptcharakter erwartet. Gerade das macht sie besonders.

Doch dann wird Carmens Sehnsucht nach Gefahr erfüllt und ich konnte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen. Inzwischen habe ich es ein zweites Mal gelesen und bin erneut in den Sog von Magrets Kunst geraten. Ein Beispiel gefällig?

Dieses Mal hatte sie keinen Toten gefunden, sondern einen Mörder. Was war die nächste Stufe? Auf jeden Fall war es besser.
(Seite 102)

Thomas ist aus dem Gefängnis geflohen, um Carmen zu treffen, die er bewundert. Seine Gedanken werden nach und nach klarer und auf gewisse Weise ist er mir sogar sympathisch, doch konnte ich mich mit ihm weniger identifizieren als mit Carmen. Trotzdem ist er ihr perfekter Gegenspieler – oder sollte ich lieber sagen, Mitspieler? Wie sie sich gegenseitig die Bälle zuspielen, ist großartig!
Überhaupt sprudeln die Dialoge zwischen Carmen und Thomas von ungeahnter Tiefe. Sie unterhalten sich über verschiedenste Dinge, aber worum es auch geht, es schwebt stets eine zweite Bedeutungsebene mit. Wer Magrets Tweets und Posts kennt, weiß, dass sie gerne philosophiert und ihren Blick auf die Welt teilt, Denkanstöße gibt. Das wird auch in diesem Buch deutlich.

Mangels echtem Strand eine kleine Fotomontage.

Das Ende passt dazu ganz hervorragend und bietet eine Wendung, die ich nicht habe kommen sehen.

Meine Lieblingsszene

Es ist unmöglich, sich für eine einzige Stelle zu entscheiden. Aber ich habe es versucht.

Tatsächlich war es so früh, dass die Sonne noch schwach war. In Carmens Erinnerung schien ein breiter Lichtstrahl auf die Stelle mit der Leiche. (…)
„Hallo“, sagte sie.
Die Leiche sagte nichts.
(Seite 87)

Fazit

Magret Kindermann hat es geschafft, dass ich nach der Lektüre sprachlos zurückblieb. „Und dein Leben, dein Leben“  ist ein geniales Werk, das ich allen, die Bücher lieben, gerne ans Herz lege. Am besten in einem Rutsch durchlesen. Es lohnt sich, versprochen!

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